Stichworte: Abschöpfungsverfahren | Branchen: Handel | Erfahrungsberichte | Geschäftsführer GmbH | Krida | Privatkonkurs | Teamgründung
Mein Partner und ich, wir hatten jeder 50% Anteile, obwohl vom Kapital hatte ich das Meiste eingebracht. Er hatte in einigen Bereichen viel Erfahrung, also für mich hatte das damals in der Gründungsphase trotzdem gepasst. Heute würde ich sagen, wenn ein Partner finanziell nichts einbringt, dann kann er zu Hause bleiben, das muss auch unter dem finanziellen Aspekt gleichwertig sein.
Natürlich hat es zwischen uns auch Diskussionen gegeben, besser gesagt Streitgespräche. Ich habe eine ganz andere Linie eingeschlagen wie er, ich habe bis zum letzten Atemzug gekämpft. Er hatte schon sehr bald das Gefühl, dass sowieso alles verloren ist oder hat etwas ganz anderes gemacht. Also wir hatten einige Interessenskonflikte. Er hat sich relativ bald völlig aus dem Geschehen zurückgezogen und ich hatte das Gefühl, ich steh da ganz alleine am Schlachtfeld und mir war das alles auch schon zuviel. Wir hatten keine gemeinsame Strategie mehr, wir hatten überhaupt keine Strategie mehr.
Meine Frau wusste von all diesen Schwierigkeiten nichts. Ich wollte sie nicht belasten, aber ich war auch nicht mehr fähig zu kommunizieren, ich war eigentlich völlig sprachlos. Ich hab überhaupt nichts erzählt und alles in mich hineingefressen. Im Gegenteil, je prekärer die Lage wurde, umso mehr habe ich noch versucht, das alles zu beschönigen und mit mehr Luxus zu kaschieren.
Praktisch die gesamte Familie meiner Frau und auch sie selbst arbeiten im Bankenbereich, zum Teil in leitenden Funktionen. Also da gab es für Menschen, die Schulden machen, wenig Verständnis, das war ihnen völlig fremd. Der Exmann meiner Frau war in meiner Hausbank beschäftigt und der hat dann einmal meine Konten eingesehen und dann gleich meine Frau verständigt, dass ich bereits einige Millionen Schilling an Schulden hatte. Damit war das Vertrauen natürlich völlig weg, ich hatte sie angelogen.
In der Ehe gab es dann natürlich auch massive Konflikte. Meine Frau hatte eine sehr enge Beziehung zu ihrer Familie und die haben ihr natürlich alle nahegelegt, sich schleunigst von mir zu trennen, also nach dem Motto: Sei gscheit Mädel, du hast was Besseres verdient. Ich wollte dann auch selbst nicht, dass sie da tiefer mit hineingezogen wird, dass der Exekutor vor ihrer Tür steht. Also haben wir uns scheiden lassen.
Nur mehr Schulden und dann musste ich nach der Scheidung innerhalb von zwei Wochen ausziehen. Ich selbst hatte keine Verwandten mehr, der Freundeskreis schrumpft in solchen Zeiten auch auf sehr handliche Größen zusammen, also da wurde es schon sehr eng. Das war dann 1998, da ist es dann Schlag auf Schlag gegangen, ich hatte fast keine Verschnaufpause. Das war ein Ablauf in dieser Situation, das war ein Wahnsinn.
Kap. 1: In den Konkurs expandiert
Kap. 2: Umsatz und Schulden erreichen ungeahnte Höhen
Kap. 3: Anwälte und Richter sind am Wort
Kap. 4: Konflikte an allen Ecken
Kap. 5: Konkursantrag abgewiesen, Kridaverfahren eröffnet
Kap. 6: Die Existenzbasis: wo wohnen, wo arbeiten?
Kap. 7: Wieder die Freiheit, zu wählen
Online seit: 21.02.2005
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