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Dann hat die Gebietskrankenkasse den Konkurs angemeldet und das ist für mich noch schlimmer ausgegangen als ich mir hätte vorstellen können. Nachdem die Situation schon immer verfahrener wurde, hatte ich eine zweite Firma gegründet, mit der wollte ich noch einmal neu durchstarten, den Karren herumreissen. Die Vermögenswerte, die in der alten Firma noch vorhanden waren, also vor allem Ware, habe ich zur neuen Firma transferiert. Ich war dann auch viel im Ausland unterwegs um Verträge mit anderen Herstellern an Land zu ziehen. Da hat es dann kurzfristig so ausgesehen, als ob das klappen würde, aber es war ein Schuss in den Ofen, in Wahrheit war der Zug längst abgefahren.
Der Konkurs wurde sofort mangels Masse abgewiesen, in der alten Firma war ja kein Vermögen mehr vorhanden, das war ja praktisch nur mehr eine leere Hülse. Viel schlimmer war, dass ein Verfahren wegen fahrlässiger Krida gegen mich eingeleitet wurde, außerdem hat einer der Gläubiger eine Betrugsanzeige eingebracht. Ich wurde wegen Konkursverschleppung schuldig gesprochen und wurde zu 15 Monaten Haft - allerdings bedingt - verurteilt. Ich empfand das persönlich als sehr ungerecht, ich hatte bis zum Schluss wie der letzte Ritter gegen die Windmühlen gekämpft und fühlte mich dafür bestraft. Vor mehr Schaden hatte mich bewahrt, dass ich zuvor bereits den Privatkonkurs eingeleitet hatte. Ich hatte alle Schulden auf mich genommen und auch eine vollständige Gläubigerliste vorgelegt.
Bis dahin kreisten alle Gedanken nur darum, wie ich das Unternehmen wieder flott kriegen kann. Dabei hab ich überhaupt nicht beachtet, dass ich mich in dieser Situation auch um meine persönliche Schadensbegrenzung hätte kümmern müssen. Eine GmbH schützt den Geschäftsführer in Wahrheit nicht, das ist ein großer Irrtum. Ich kann nur jedem Unternehmer raten, rechtzeitig Schluss zu machen damit er nicht letzten Endes im Kriminal landet. Die fahrlässige Krida in dieser Art wurde ja inzwischen abgeschafft, aber das Risiko unterschätzt man leicht.
Beratung hatte ich mir damals keine organisiert. Ich hatte das Geld nicht mehr und ich wollte auch niemand anderen hineinholen. Frei nach dem Motto: wie soll der schon wissen, wie?s mir geht und was soll der schon wissen, was ich nicht weiss. Das war auch der falsche Stolz. Ich wollte niemanden haben, der mir sagt, das ist alles in Wahrheit eh schon konkursreif, also davon wollte ich nichts hören. Der Steuerberater hatte bilanztechnisch noch gemacht was möglich war, aber das hilft auf die Dauer ja auch nichts. Immerhin sind wir mit 4,6 Mio Schilling in den Konkurs geschlittert.
Kap. 1: In den Konkurs expandiert
Kap. 2: Umsatz und Schulden erreichen ungeahnte Höhen
Kap. 3: Anwälte und Richter sind am Wort
Kap. 4: Konflikte an allen Ecken
Kap. 5: Konkursantrag abgewiesen, Kridaverfahren eröffnet
Kap. 6: Die Existenzbasis: wo wohnen, wo arbeiten?
Kap. 7: Wieder die Freiheit, zu wählen
Online seit: 21.02.2005
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